Herr Specht
Mit Recht Herr Specht
(Fabel)
Um einen Tisch sassen zwei Bären
und Meister Specht liess sie gewähren.
Sie zankten dort um ein Papier –
und nahmen Worte ins Visier.
Dazu kam noch ein Buch,
es diente dem Versuch,
zur Klärung um das Recht –
doch damit wurds’ ganz schlecht.
Denn vor lauter Paragrafen,
konnt’ am Ende keiner schlafen.
Bärchen Paul schrie dann in Wut:
«Das Haus gehört zur Hälfte mir,
der Garten auch, das sag ich dir!
Dein Vorschlag der ist gar nicht gut.
Ich brauch ein Zimmer mehr –
mein Anbau, der muss her!»
«Ach lass mich doch in Ruh!
Der Anbau ist tabu!
Und sieh gefälligst zu,
dass du hier unterschreibst
und nicht so übertreibst!
Ich will im Garten meine Laube,
dann noch ein Haus für eine Taube,
dazu zwei Beete mehr!»,
meinte Karl, der andre Bär.
«Zwei Beete, Laube, Taubenhaus –
ich glaub’ jetzt ist der Ofen aus!»,
zürnte Paul da wutentbrannt –
der Karl hat sich total verrannt.
Ein Klopfen liess sie innehalten,
denn Specht fing an sich einzuschalten.
Hieb mit dem Schnabel ins Papier
und mit geflügelter Manier,
zerfetzte er das Dokument,
man nannte es auch Testament.
Zog noch ne’ Mauer durch das Haus
und liess den Garten auch nicht aus.
Teilte den Grund dazu in zwei –
der Streit, der war ihm einerlei.
Moral: Wer sich nicht einigen kann, wird sich streiten. Das Recht kann hier nur begleiten und beide Parteien verleiten, weiter zu streiten? In diesem Fall wird es nicht wohnlicher.
Manche Dinge auf dieser Welt lassen sich weder mit Gesetzbüchern noch Paragrafen regeln. Solange die Bereitschaft zur Akzeptanz einer Veränderung und der Wille für eine gütliche Lösung fehlt, ist auch Recht keine wirkliche Option.
Mehr Wachrütteln mit Poesie in: Kreativer Gesellschaftsumbruch – Integration & Generationenschuld
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!